Lacerta Herschelkeil – First Light

Lacerta HerschelkeilAus einer Diskussion im deutschen Astroforum Astronomie.de über die Preisgestaltung von Zubehör enstand eine Produktidee: War ein Herschelkeil für einen Preis von ca. 100 EUR realisierbar? Lajos Szanto von Teleskop-Austria stellte sich der Herausforderung. Ende Februar wurden die ersten Produkte ausgeliefert. Ich hatte das Glück, eines davon zu bekommen.

“Unboxing” (früher einfach “Auspacken” genannt…)

Kurz nach der Versandmitteilung fand sich ein dicker Luftposter-Umschlag mit einem etwas verbeulten braunen Pappkarton im Briefkasten. Darin befand sich der Herschelkeil. Etwas irritierend: keine Folienverpackung, keine Deckel, einfach nur offen im Karton. Am Prisma hatte sich schon etwas Staub gesammelt, der sich jedoch per Foto-Blasebalg leicht entfernen ließ. Der Herschelkeil selbst überzeugte: Saubere, solide Verarbeitung, der mitbestellte ND3-Filter war gleich eingebaut, außerdem lag noch ein kurzbauender 2″-Adapter bei (als Ersatz für die Verlängerungshülse für 2″-Okulare). An der Lichtfalle – dort, wo die meiste Energie “ausgeleitet” wird – befindet sich ein mächtiger Kühlkörper. Insgesamt ein richtig schweres, solides Teil, das ordentlich Gewicht auf den Okularauszug bringt.

Lacerta Herschelkeil

First Light

Einige Wolkenlücken ermöglichten gleich einen ersten Test am Orion ED 80/600.

Lacerta Herschelkeil

Herschelkeil am Orion ED 80

Ein 2″ Okular (TSWA 32mm) kam zunächst nicht in den Fokus. Nachdem ich die 2″-Hülse abgeschraubt und durch den mitgelieferten kurzen 2″-Adapter ersetzt hatte, ließ sich das Bild scharfstellen. Ich konnte ein sehr helles, knackscharfes Übersichtsbild der Sonne beobachten.

Als besonderer Produktvorteil wurde herausgestellt, dass der Herschelkeil einen sogenannten Brewster-Winkel (-> Wikipedia: Brewster-Winkel). Dadurch wird das Licht stark polarisiert und kann -anders als bei konventionellen Herschelkeilen- mit einem einzigen Polfilter über einen großen Helligkeitsbereich gedimmt werden. Mit dem Baader Hyperion Zoom und einem Polfilter habe ich das gleich ausprobiert – und war begeistert! Durch einfaches Drehen des Okulars konnte die Bildhelligkeit sehr feinfühlig angepasst werden, um eine optimale Detailwahrnehmung zu gewährleisten. Je nach Stellung waren die Granulation der Oberfläche oder zwei kleine, fein strukturierte Sonnenfleckengruppen sehr schön zu erkennen. Bei einem späteren Test lies sich ein Fackelgebiet am Sonnenrand durch die feine Helligkeitsabstufung überhaupt erst wahrnehmen und durch eine geringe Drehung wieder “ausblenden”. Ein echter Gewinn gegenüber meinem “alten” Modell von Intes (siehe Sonne mit Herschelkeil)!

Fotografie

Die fotografische Nutzung konnte ich wetterbedingt nur kurz testen. Mit der EOS 550D und T2-2″-Adapter kam ich erst mal nicht in den Fokus; erst in Verbindung mit einer Barlowlinse ging es dann. Hier ist wohl noch etwas tüfteln erforderlich. Immerhin, für ein erstes Foto hat es schon mal gereicht. Bei diesem Einzelbild kommen doch schon einige Details raus – da ist sicher Potential für mehr da.

Sonne mit Herschelkeil

Erste Aufnahme (Einzelbild) am Orion ED 80/600, 2,25x Barlowlinse, Canon EOS 550D

Ein erstes Fazit

Der erste Eindruck: Der Kauf hat sich gelohnt, der Lacerta Herschelkeil ist ein sehr interessantes Produkt. Gegenüber anderen Modellen bringt insbesondere die sehr feinfühlige Verstellung der Helligkeit einen echten Gewinn bei der Beobachtung. Das Preis-Leistungsverhältnis erscheint im Vergleich zu Konkurrenzprodukten sehr gut. Ich bin gespannt auf weitere Beobachtungen…

Für Bildbeispiele: Aufnahmen der Sonne im Weißlicht (noch mit meinem alten Herschelkeil) finden sich in der Galerie: Sonne im Weißlicht