Mond im Erdlicht

ErdlichtIst das der Blick auf die “dunkle Seite”? In den Tagen kurz vor oder nach Neumond ist eine dünne Mondsichel zu sehen, während der größere Bereich des Mondes als dunkle, matte Scheibe mit helleren und dunkleren Strukturen wahrnehmbar ist. Doch was genau sieht man da?

 

Erdlicht
Dieses Phänomen bezeichnet man als Erdlicht oder Erdschein – die Beleuchtungsquelle ist also nichts anderes als unsere Erde. Genauer gesagt: Das von der Erde reflektierte Sonnenlicht. Unser Heimatplanet reflektiert etwa 30 Prozent der einfallenden Sonnenstrahlung wieder in das Weltall hinaus. In den Tagen kurz vor und nach dem Neumond steht der Mond in einer Postion, in der von diesem Licht getroffen wird. Es reicht gerade aus, um die dunklen Beckenlandschaften (Mare) und hellen Hochländer des Erdtrabanten sichtbar zu machen. Die strahlend helle Mondsichel, die wir beobachten können, wird dagegen direkt von der Sonne angestrahlt.

Kamera und Auge

Während unser Auge die extremen Helligkeitsunterschiede zwischen dem dunklen Erdlicht-Bereichen und der hellen Mondsichel mühelos ausgleichen kann, ist der Chip einer Digitalkamera hoffnungslos überfordert. Für eine korrekte Belichtung der Mondsichel reicht eine Belichtungszeit von 1/60 bis 1/250 Sekunde bei 100 ISO aus (je nach Instrument), doch um die dunkle Scheibe abzubilden, muss man bereits im Bereich von mehreren Sekunden belichten. Es ist also nicht möglich, sowohl Mondscheibe und Mondsichel abzubilden. Selbst eine Montage mit Belichtungsreihen ist sehr schwierig, da bei korrekter Belichtung der dunklen Bereiche die Mondsichel allles überstrahlt. Nur bei einem größeren Bildfeld in der Dämmerung, wenn die Helligkeitsunterschiede noch nicht so groß erscheinen, läßt sich diese Erscheinung ansatzweise darstellen.

Erdlicht in Landschaftsaufnahme

Die Aufnahme am Beginn dieses Artikels wurde mit einer Canon EOS 500Da am bewährten Orion ED 80 (80mm Öffnung / 600mm Brennweite) gewonnen. Die Rohbilder wurden als Belichtungsreihe aufgenommen und im RAW-Format gespeichert, das gegenüber dem üblichen JPG-Format einen größeren Umfang an Helligkeitsstufen erlaubt. Diese RAW-Bilder wurden mit Adobe Lightroom “entwickelt” und schließlich mit Gimp in die Grafik montiert.