Meteoriten in Bayern – Mineralientage München

MeteoritenAuf den Mineralientagen 2012 gab es in München eine besondere kleine Ausstellung zu sehen: Die sieben “bayrischen” Meteoriten (wobei der Begriff “bayrisch” hier sehr weit gefasst ist). Aber wieso gibt es nur sieben Stücke?

Obwohl täglich interplanetarer Staub und Meteoriten auf die Erde stürzen und die Masse der Erde um 40.000 Tonnen vergrößern, hinterlassen nur wenige davon  auffindbare Überreste. Die Landesnatur im Süden Deutschlands tut ihr Übriges: Im dicht bewachsenen Untergrund sind Meteoritentrümmer nur schwer aufzufinden, und das Klima begünstigt die Verwitterung. Gefallene Meteoriten sind daher schon nach wenigen Jahren kaum mehr als solche zu identifizieren.

Trotzden wurden einige Meteoriten in Bayern aufgefunden.

Der Mauerkirchen-Meteorit

Mauerkirchen-Meteorit

Mauerkirchen-Meteorit

Diesen Meteoriten Bayern zuzuornden, erscheint ein wenig großzügig: Der Ort nahe Braunau/Inn liegt heute in Österreich. Immerhin gehörte der Ort im November 1768 zum Königreich Bayern, als Zeitgenossen ein “ungewöhnliches Brausen und gewaltiges Krachen in der Luft, gleich einem Donner und Schießen mit Stucken [Kanonen]” hörten. (1) Ein Stein schlug eine “nach obrigkeitlichem Augenschein eine Grube von 2 1/2 Schuh [ca. 75 cm]” in das Feld des Söldners Georg Bart. Der Steinmeteorit – ein Chondrit L6 – hatte eine Masse von 21,3 Kilogramm. Er ist mit einer schwarzen Schmelzkruste überzogen und besteht im Inneren aus lichtgrau gefärbten Hauptmasse mit eingelagerten Eisenklümpchen.

Mauerkirchen-Meteorit

Mauerkirchen-Meteorit

Der Stein wurde seinerzeit zerlegt und als Kuriosität an europäische Herrscherhäuser verteilt. Heute sind Stücke davon in 57 Sammlungen und Museen aufbewahrt.

Der Eichstädt-Meteorit (moderne Schreibweise: Eichstätt)

Eichstätt, 19.2.1785: Ein Knecht hörte einen Donner “so, als wenn stark hintereinander etwa drey- oder viermal geschossen wurde.”(1) Dann schlug ein 3,2 kg schwerer Steinbrocken neben dem Ziegelstadel ein und zerschmettere einige dort gelagerte Ziegel. Der Pysiklehrer Ignaz Pichel untersuchte den Vorfall und beschrieb den Stein im Detail: “Es ist ein grobkörniger Sandstein mit einem thonartigen Bindungsmittel. Er zeigt […} sehr viele kleine weiß, und gelblich glänzende metallische Punkte, welche den Magneten stark anziehen […]”(Zitat nach: Bayrisches Landesamt für Umwelt: Nicht von dieser Welt. Bayerns Meteorite, S.36 f.). Augsburg 2012). Außerdem zeigte sich eine ausgeprägte schwarze Schmelzkruste. Der Meteorit wurde zerteilt und an Gelehrte in ganz Europa verteilt.

Eichstadt-Meteorit

Eichstadt-Meteorit

Eine moderne Klassifikation stuft den Stein als gewöhnlichen Chondriten der Klasse H5 ein.

Massing (heute: Mässing)

Am Tag der Hl. Nikola am 13.Dezember 1803 wurde ein Bauer vom lauten Donnerschlägen aufgeschreckt. Dann schlug etwas in seine Wagenhütte ein und zertrümmerte einige Schindeln. Er fand “einen schwarzen Stein, der nach Pulver roch, und heiß war. Der Stein war 3 1/4 Pfund schwer” (Zitat nach: Bayrisches Landesamt für Umwelt: Nicht von dieser Welt. Bayerns Meteorite. Augsburg 2012). Von diesem ca. 1,6 kg schweren Stück sind heute nur noch rund 50 Gramm erhalten. Das Bild zeigt eine Probe aus dem Besitz des Physikers und Meteoritenforschers Ernst Florens Friedrich Chladni (1756 -1827).

Massing-Meteorit

Massing-Meteorit

Bei dem gefallenen Stein handelt es sich um einen seltenen Achondriten, der möglicherweise vom Kleinplaneten Vesta stammt.

Untermässing

Die Fundgeschichte dieses Eisenmeteoriten ist kurios: Zwei Waldarbeiter fanden beim 1920 “Stöcke graben” (Roden von Wurzelstöcken) einen gewaltigen Eisenklumpen mit fast 80 kg Gewicht in den Wurzeln einer Fichte. Fast wäre das wertvolle Stück beim Schrotthändler gelandet, der für den “unnützen Batzen” zwei Mark bot. Der Heimatforscher Franz Kerl, Mitglied der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg, rettete den Meteoriten. Er ist noch heute im Naturhistorischen Museum in Nürnberg ausgestellt. Das Bild zeigt eine Scheibe, die man aus dem Meteoriten geschnitten hatte.

Untermaessing-Meteorit

Untermaessing-Meteorit

Krähenberg

Ehemals Königreich Bayern, heute Rheinland-Pfalz: Das sorgte für einige Wirren, wer diesen außergewöhnlichen Meteoriten (Titelbild dieses Artikels) letztlich behalten durfte. Mit einem gewaltigen Knall und Getöse ging im Jahr 1869 ein fast 15 Kg schwerer Chondrit LL5 nieder und konnte von Beobachtern bald geborgen werden.

Krähenberg-Meteorit

Krähenberg-Meteorit

Außergewöhnlich ist an diesem Stück die ausgeprägten Schmelzstrukturen auf der Oberfläche, die sog. Regmaglypten. Sie deuten darauf hin, dass der Meteorit eine stabile Fluglage bei seiner Passage durch die Erdatmosphäre eingenommen hatte; aufgeschmolzenes Material richtete sich dadurch in Flugrichtung aus und floß den Gesteinskörper entlang.

Kraehenberg-Meteorit (Detail)

Kraehenberg-Meteorit (Detail)

Das Original ist heute im Geoskop-Urweltmuseum in Thallichtenberg ausgestellt, eine Kopie findet sich im Pfalzmuseum Bad Dürkheim.

Das Neuschwanstein-Trio

Sensation im Jahr 2002: In der Gegend um Füssen konnten Beobachter am 6. April gegen 22.00 eine ungewöhnlich helle Feuerkugel beobachten und ein donnerndes Grollen hören. Ein Meteorit war in mehreren Bruchstücken um Hohenschwangau niedergegangen. Anders als bei früheren Meteoritenfällen half hier die Technik beim Auffinden: Mehrere Kameras des deutsche Feuerkugel-Netzwerks (siehe Bild) sowie private Überwachungskameras zeichneten die Leuchtspur auf. so dass sich die Flugbahn und das mögliche Streufeld bestimmen ließen.

Feuerkugel-Netzwerk

Leider lag das Streufeld in unwegsamen, dicht bewaldeten Gelände, was die Suche erschwerte. Nach längerer Suche mit einigen Fehlschlägen – so gelangte z.B.  ein durch und durch irdischer Teerklumpen zu kurzzeitigen Ruhm als vermeintlicher Meteorit- wurde drei Monate nach dem Fall ein erstes Stück gefunden. Es handelte sich um ein 1750 g schweres Stück eines Einstatit-Chondriten EL6, der durch Rost bereits bräunlich verfärbt war.

Meteorit Neuschwanstein I

Neuschwanstein I

Ein weiteres Bruchstück mit 1625 Gramm Masse, Neuschwanstein II, wurde fast ein Jahr später etwas weiter nördlich gefunden.

Neuschwanstein II

Neuschwanstein II

Das letzte Bruchstück, Neuschwanstein III mit einer Masse von 2842 Gramm, wurde schließlich nahe der Gemeinde Reutte in Tirol Ende Juli 2003 entdeckt.

Neuschwanstein III

Neuschwanstein III

Nach Berechnungen wäre es möglich, dass noch weitere Trümmer im Streufeld liegen; allerdings ist es wegen des unwegsamen Geländes und der einsetzenden Verwitterung sehr unwahrscheinlich, dass das Neuschwanstein-Trio noch weitere “Geschwister” bekommt.


 

Buchtipps zum Thema:

Bayrisches Landesamt für Umwelt: Nicht von dieser Welt. Bayerns Meteorite. Augsburg 2012, ISBN 978-3-936385-92-2  ; erhältlich unter http://www.bestellen.bayern.de/

Mc Sween: Meteorites and Parent Planets 2ed

Rendtiel/ Art: Meteore: Eine Einführung für Hobby-Astronomen (Interstellarum)

Meteore