Die Celestron Nexstar SE ist eine kleine, überaschend vielseitige Montierung – auch wenn sich nicht alle Möglichkeiten sofort erschließen. In diesem Beitrag geht es darum, die vielen Möglichkeiten dieser kleinen Montierung im Praxiseinsatz vorzustellen. Außerdem gibt es eine kurze deutschsprachige Bedienungsanleitung zum Download:
Die Celestron NexStar Se im Überblick
Die Celestron Nexstar SE ist eine kompakte einarmige Gabelmontierung, die im azimutalen Modus arbeitet. Das bedeutet, dass sie die scheinbare Bewegung des Sternenhimmels über zwei Achsen nachführt, und zwar die Höhe (Altitude) und die waagrechte Bewegung (Azimuth). Nach einer einfachen Kalibrierung kann man Himmelsobjekte automatisch ansteuern (GoTo-Funktion). Setzt man die eine eingebaute Polhöhenwiege ein, kann man sie auch im parallaktischen Modus betreiben. Dabei wird die Montierung auf den Polarstern ausgerichtet und führt nur noch über eine Achse nach – wichtig z.B. für lang belichtete Astrofotos.
Die Technik
Die Montierung kommt mit einem recht stabilen Stahlstativ, das mit einer Ablageplatte zusätzlich versteift werden kann. Im praktischen Einsatz bildet es eine solide Basis.
Das Teleskop wird mit einer Standard-Prismenschiene (GP-Level) befestigt. Dabei wird das Teleskop um 90° gedreht. Will man aber ein Fernglas oder eine Kamera mit Objektiv ansetzen, braucht man noch zusätzlich eine Winkelschiene. Ein kleiner Minuspunkt: Die Aufnahme für die Prismenschiene ist aus Kunststoff gefertigt. Das wirkt zunächst etwas billig, bringt aber in der Praxis keine Nachteile; das Instrument wird sicher festgehalten.
Zur Stromversorgung kann man einfach die Abdeckung der Basis entfernen und handelsübliche AA-Batterien oder Akkus einlegen. Das reicht bequem für eine Beobachtungsnacht. Bei höheren Anforderungen lässt sich aber auch eine 12V-Stromquelle per Hohlstecker anschließen.
Die Handsteuerbox ist im Gabelarm integriert und herausnehmbar. Wenn man sie wieder zurückstecken möchte, wird es allerdings ein wenig fummelig: Irgendwie gerät das Spiralkabel immer in den Weg…
Insgesamt ist die Montierung sehr kompakt (ca. 68 cm Transportöhe, 25 cm Durchmesser) und mit ca. 7,5 kg Gewicht auch recht leicht. Es geht auch noch kompakter, wenn man das Stativ weglässt und den Montierungkopf einfach auf einen Tisch o.ä. stellt – perfekt als Reisemontierung für ein kleines Teleskop.
Celestron NexStar SE in der Praxis
Tragfähigkeit
Wie schlägt sich die kleine Montierung nun in der Praxis? Für viele Hobby-Astronomen ist die Tragfähigkeit das wichtigste Kriterium. Sie wird vom Hersteller mit ca. 4 kg angegeben. Das kommt nach meinen Erfahrungen auch durchaus hin – aber mit einigen kleinen Einschränkungen. Ein wichtiger Punkt ist die Länge des Teleskoptubus. Je länger der Hebel, desto wackeliger wird das Ganze. Ein kurzes, kompaktes Instrument wie ein Maksutov-Cassegrain passt wunderbar, während längere Teleskope wie Newtons oder Refraktoren die Montierung schnell an ihre Grenzen bringen.
Ich hatte die SE mit einem Lunt 60 h-alpha-Teleskop sowie einem Orion ED 80 im Einsatz. Das kompakte Lunt (60mm Öffnung, 500mm Brennweite) harmonierte sehr gut mit mit der Montierung. Das Gewicht von ca. 3kg wurde mühelos getragen. Es gab kaum Schwingungen, wenn man das Teleskop bediente, und der Lauf war sehr ruhig.
Etwas kritisch war es dann allerdings schon mit dem Orion ED 80. Der kompakte Refraktor mit 80 mm Öffnung und 600mm Brennweite musste sehr genau ausbalanciert werden. Ein unbedachter Handgriff führte schnell dazu, dass die Kupplung in der Höhenverstellung durchrutschte. Damit war natürlich auch die die Kalibrierung für die GoTo-Funktion dahin. Eine weitere Einschränkung zeigte sich, wenn man ein Objekt in Zenithnähe beobachten wollte. Der Tubus konnte (wegen des kurzen Gabelarms) nicht mehr voll durchschwenken, sondern wäre an der Montierung angestoßen. Das lässt sich zwar durch die Einstellung der Schwenk-Grenzen (“Slew limits”) verhindern, aber hoch stehende Ziele lassen sich damit nicht mehr anfahren. Für das ED 80 war es also keine ideale Lösung…
Handhabung: GoTo, Nachführung
Die Handhabung ist denkbar einfach. Man stellt die Basis waagrecht auf (Wasserwaage ist hilfreich) und bringt das Teleskop über die Vixen-Prismenschiene an. Es empfiehlt sich, den Teleskoptubus dabei gut auszubalancieren. Dann stellt man das Teleskop waagrecht und richtet es nach Norden aus – fertig! Nun kann die Kalibrierung für die automatische Objektpositionierung beginnen. Zunächst gibt man einige Daten ein: Die Koordinaten des Standorts, die Zeitzone und die Uhrzeit. Für die Kalibrierung (“Alignment”) gibt es folgende Optionen:
- “Sky Align”: Man richtet das Teleskop einfach auf die drei hellsten Sterne am Himmel aus.
- “Two Star Auto Align”: Ein bekannter Stern muss vom Anwender eingestellt werden, den zweiten Stern positioniert die Montierung automatisc
- “Two Star Align”: Ausrichtung an zwei Sternen; Anwender wählt beide Sterne aus und steuert sie selbst an
- “One Star Align”: Ausrichtung an nur einem Stern; weniger genau
- “Solar System Align”: Ausrichtung mit Hilfe von Objekten des Sonnensystems, inklusive Sonne / Mond
In der Praxis geht das recht einfach und schnell. Hat man das “Alignment” erst einmal durchgeführt, positioniert die Celestron Nexstar Se zuverlässig und genau. Auch die Nachführung über beide Achsen läuft sauber und problemlos. Dabei kann man die Geschwindigkeit auf Sterngeschwindigkeit (SIDEREAL), aber auch auf den Mond (LUNAR) oder Sonne (SOLAR) einstellen. Je nach Gesichtsfeld und Genauigkeit bei der Aufstellung und Kalibrierung wird das Beobachtungsobjekt für 10 – 30 Minuten zuverlässig nachgeführt. Sollte es doch einmal Abweichungen geben, kann man die Montierung über die “SYNC”-Funktion wieder an einem Objekt kalibrieren, ohne die ganze Routine nochmals durchführen zu müssen.
Parallaktischer Modus und Polausrichtung
Im azimutalen Modus führt die Montierung über zwei Achsen nach. Für die Beobachtung ist das unproblematisch, aber wenn man fotogafieren möchte, macht sich die Bildfelddrehung bemerkbar. Schon nach wenigen Minuten bekommen die Bilder eine “Schräglage”. Um das zu vermeiden, bietet die Nexstar SE auch einen parallaktischen Modus. Dazu wird die Basis mit einem Stab (mit Markierungen für die geographische Breite) entsprechend schräg gestellt, so dass die Gabel zum Himmelspol neben dem Polarstern zeigt. Eine Routine in der Handsteuerung hilft dabei, die korrekte Polausrichtung zu finden.
Fazit
Die Celestron Nexstar SE ist eine vielseitige Montierung, die durch ihr geringes Gewicht und kompakten Maße sehr gut zu transportieren ist. Die sehr komfortable und gut bedienbare Steuerung arbeitet recht genau und lässt kaum Wünsche offen. Für kompakte Teleskope bis rund 4 kg Gewicht ist die Nexstar eine sehr gute Lösung. Man sollte aber auch berücksichtigen, dass die Montierung bei größeren Tubus-Längen (Refraktor, Newton) sehr schnell an ihre Grenzen gelangt.
Für Interessenten und Besitzer gibt es hier noch eine Kurz-Anleitung in deutscher Sprache als PDF-Datei zum Download: Celestron SE Anleitung
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