Am 28. September 2015 gab es eine ganz außergewöhnliche Mondfinsternis: Eine totale Finsternis, bei der der Mond vollständig in den Kernschatten der Erde taucht, und dazu noch einen “Super-Mond”, der auf seiner elliptischen Umlaufbahn die geringste mögliche Entfernung von der Erde hat. Ein spektakuläres Naturschauspiel…
Der Verlauf
Am 28.9.2015 stand der Mond auf seiner Umlaufbahn auf einer relativ geringe Distanz (ca. 357.000 km statt Mittelwert 384.000 km) und erschien damit rund 14% größer – ein Unterschied, den nur geübte Beobachter wahrnehmen. Den Verlauf der Finsternis zeigt die Grafik:
Zunächst tritt der Vollmond um 02:10 Uhr in den Halbschatten der Erde (“Erster Kontakt”). Zu sehen ist dabei noch wenig, da die Helligkeit nur geringfügig abnimmt. Mit dem “zweiten Kontakt” um 03:10 Uhr wandert der Mond in den Kernschatten der Erde und wird immer dunkler, bis er vollständig im Kernschatten gerät (“Dritter Kontakt” oder Totalität). Aufgrund der Lichtbrechung durch die Lufthülle der Erde wird er nur noch von langwelligen, roten Licht erreicht und erscheint als dunkelroter “Blutmond”. Mit dem Ende der Totalität (“Vierter Kontakt”) bewegt sich der Mond mehr und mehr aus dem Kernschatten heraus, verlässt diesen (“Fünfter Kontakt”) und wandert schließlich auch aus dem Halbschatten heraus (“Sichtbarkeitsende”)
Die Beobachtungsnacht
Weckerklingeln um 3 Uhr am Morgen – kein schönes Geräusch. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass noch dichte Bewölkung herrschte und der Mond nur als heller Fleck in den Wolken zu erahnen war. Ein zweiter Anlauf um 4 Uhr: Durch das Dachfenster funkeln die Sterne, und hoch am Himmel steht ein düsterer “Blutmond”. Jetzt aber raus!
Ich fuhr ein Stück auf das freie Feld heraus, um aus dem Streulicht des Orts herauszukommen und freie Sicht zum Horizont zu haben. Für die Dokumentation kam ein Orion ED 80-Refraktor und später ein Skywatcher Equinox 120/900 zum Einsatz.
Obwohl im Westen immer wieder Wolken durchzogen und den Mond verdeckten, bot sich ein faszinierender Anblick. Normalerweise sieht man bei Vollmond nur die hellsten Sterne. In dieser Nacht, bei dem verfinsterten Mond, bot sich ein prächtiger Sternenhimmel. Die Sternbilder waren mit allen ihren schwächeren Einzelsternen zu erkennen, die Milchstraße zog sich als matt schimmerndes Band über den Himmel, und sogar die Andromeda-Galaxie war blickweise mit freiem Auge zu erkennen.
Endlich zog das Wolkenband ab und gab die Sicht frei. Ein düsterer Blutmond stand am Himmel. Aufgrund technischer Schwierigkeiten (verkippter Okularauszug) konnte ich davon leider keine Fotos machen. Dann erschien langsam ein heller silberner Rand und schob sich immer weiter über die Oberfläche – der Ende der Totalität war erreicht, und der Mond bewegte sich aus dem Kernschatten heraus.
Die Veränderung in der Helligkeit war bemerkenswert. Das menschliche Auge kommt mit einem sehr großen Bereich von Helligkeitsabstufen zurecht, während ein Kamerachip nur einen engen Bereich abbilden kann und durch die Länge der Belichtungszeit geregelt werden muss. Während der Totalität waren Belichtungszeiten zwischen 4 und 1 Sekunde erforderlich (bei 800 ISO). Der heller werdende Mond brauchte Belichtungszeiten im Bereich von 1/200 bis 1/500 Sekunde!
Während die Helligkeit des Mondes zunahm, verblassten nach und nach die Sterne. Bei den Fotos belichtete ich nun auf die helle Seite des Mondes, um die letzte Phase der Finsternis sichtbar zu machen.
Langsam wurde es hell. Erste Vögel regten sich und begannen mit ihrem Morgenkonzert. Der Mond stand in der Morgendämmerung tief am Horizont, war aber immer hell und klar zu sehen. Ein letztes Abschiedsfoto zeigt den “Supermond” unmittelbar über der Kirche von Ullstadt/Mittelfranken.
Ich machte mich auf den Heimweg – immer noch tief beeindruckt von dem großartigen Naturschauspiel, das ich erleben durfte.
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