Erste Beobachtungserfahrungen wecken schnell den Wunsch, die Himmelsobjekte im Bild festzuhalten. Aber bekommt man eine Kamera an das Teleskop? Grundsätzlich gibt es vier Möglichkeiten:
Piggyback (“Huckepack”)-Verfahren
Bei dieser Methode fotographiert man nicht durch das Teleskop selbst, sondern montiert nur eine Kamera mit einem normalen Fotoobjektiv auf das Instrument. Einige Teleskope (z.B. Refraktoren von Skywatcher) haben bereits eine Fotostativ-Schraube an den Rohrschellen, für Andere gibt es im Fachhandel passende Adapter zu kaufen.
Die Kamera wird durch eine parallaktische Montierung in der Geschwindigkeit der Erdrehung mitgeführt. Damit sind (je nach Brennweite) Belichtungszeiten von 3 – 5 Minuten zu erreichen, ohne dass sich die Sterne zu Strichspuren verziehen. Setzt man Guiding ein (Feinsteuerung mit Guiding-Kamera und Computer, um Ungenauigkeiten auszugleichen), kann man noch deutlich länger belichten. Diese Methode eignet sich ausgezeichnet, um großflächige Objekte und Sternfelder abzubilden.
Afokale Projektion
Man hält eine Kamera an das Okular und fotographiert – fertig. Der Fachhandel bietet sogar Befestigungs-Vorrichtungen (“Digiklemme”) für diesen Zweck an. Richtig gute Bilder wird man mit dieser “improvisierten” Methode eher nicht machen können, aber einge Versuche am Mond oder Planeten können durchaus ansehnliche Ergebnisse bringen. Eine Digiklemme bietet u.a. die Firma Baader Planetarium an:
Fokale Projektion (“Prime Focus”)
Bei fokaler Projektion wird das Teleskop zum Objektiv der Kamera. Es kommen also nur Kameras mit wechselbaren Objektiven in Frage – Spiegelreflexkameras oder Systemkameras.
Für die Befestigung der Kamera verwendet man das T2-System. An der DSLR selbst wird ein Adapter von Kamera-Anschluss (Canon, Nikon, …) auf das T2-Gewinde angebracht. Vom T2-Gewinde zum Teleskop gibt es zwei Möglichkeiten:
T2-Adapter und Steckhülse für den Okularauszug
Man schraubt einen Adapter an das T2-Gewinde, der den Abmessungen eines 1.25″ oder 2″-Okulars entspricht, und steckt diesen wie ein Okular in den Auszug. Entsprechende Adapter gibt es im Astronomie-Fachhandel oder über Internet-Shops.
Bei Verwendung eines 1.25″-Adapters kommt es bei gängigen Kameras mit APS-C-Sensor bereits zu einer Vignettierung (Abschattung). Sofern es das Teleskop erlaubt, ist ein 2″-Adapter die bessere Wahl.
Direktanschluss T2
Die eleganteste Lösung ist ein Okularauszug, der bereits über ein T2-Gewinde verfügt. Für diesen Fall benötigt man nur den Adapter vom Kamera-Bajonett auf T2. Der Kameraadapter wird fest mit dem Auszug verschraubt, was eine mechanisch stabile und sichere Verbindung gewährleistet. Viele Teleskopmodelle haben einen solchen Anschluss bereits integriert.
Alternative: Adapter vom Kamera-Bajonett auf 2″ Okularauszug
Anstelle der Kombination Kamera-Bajonett -> T2 -> 2″ gibt es im Fachhandel auch Adapter, die direkt von Kamera – Bajonett auf 2″ Okulaurauszug gehen. Das sorgt für eine gleichmäßigere Ausleuchtung, weil die Öffnung noch größer als bei T2 ist.
Kamerafunktionen bei T2-Anschluss und Direktanschluss Kamera auf 2 Zoll
Die gewohnten Automatikfunktionen sind beim T2-Anschluss natürlich nicht mehr verfügbar, da das Teleskop ja keine steuerbare Blende hat. Die Kamera könnte evtl. noch mit Zeitautomatik betrieben werden; in der Regel wird man jedoch manuelle Belichtungssteuerung verwenden. Die erreichbare Vergrößerung hängt bei dieser Methode der Brennweite des Teleskops sowie der Größe des Kamerachips ab. Zur Orientierung: Die Canon 1000D am Orion ED 80 mit Brennweite 600mm bildet den Mond in etwa in 1/3 des Bildfelds ab.
Okularprojektion
Soll höher vergrößert werden, kann man zur Okularprojektion greifen. Die Kamera wird über einen Projektionsadapter mit einem geeigneten Okular verbunden. Der Vergrößerungsfaktor wird von der Brennweite des Okulars sowie dem Abstand Kamera-Okular bestimmt. Ein Sonderfall sind die Hyperion-Okulare von Baader, die über einen Adapter direkt mit dem T2-Gewinde der Kamera verschraubt werden können (siehe Bild).
Die Okularprojektion verringert die Helligkeit, was die Belichtungszeiten verlängert und höchste Genauigkeit beim Fokussieren erfordert. Die erste Wahl ist diese Technik allerdings unbedingt; bei Mond- und Planetenaufnahmen lassen sich mit dem Video-Stacking-Verfahren in Verbindung mit einer Webcam o.ä. in der Regel bessere Resultate erzielen. Ich verwende die Okluarprojektion vorwiegend bei Sonnenaufnahmen in Verbindung mit einen Herschelkeil. Auch einige Mond- und Planetenfotos habe ich auf diese Weise gemacht
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