Am Sommerhimmel steht das Sternbild Schwan (Cygnus) als auffälliges Kreuz hoch am Himmel. Doch ein faszinierendes Objekt in diesem Sternbild ist nicht so leicht zu beobachten: Der Nordamerikanebel NGC 7000.
Ein schwieriges Objekt?
Den Nordamerikanebel NGC 7000 befindet sich etwas unterhalb des Sterns Deneb, dem “Schwanz” des Schwans. Mit diesem Orientierungspunkt wäre eigentlich leicht aufzufinden. Mit einer Ausdehnung von 120 x 100 Bogenminuten bedeckt er eine Fläche, die in etwa dem vierfachen Vollmonddurchmesser entspricht. Auch seine Helligkeit von Mag 4 wäre eigentlich ausreichend, um ihn mit einem Teleskop oder einem Fernglas zu beobachten. Die Schwierigkeit liegt in seiner geringen Flächenhelligkeit: Der Nebel bleibt so diffus, dass er sich kaum vom Himmelshintergrund abhebt, sobald etwas Streulicht auftritt. Visuelle Beobachtung erfordert daher einen perfekten dunklen Himmel.
Der Nordamerikanebel: Eine gewaltige interstellare Gaswolke
Der Nordamerikanebel besteht aus ionisiertem Wasserstoff, der durch die Strahlung von nahegelegenen Sternen zum Leuchten angeregt wird und Licht im tiefroten Bereich ausstrahlt. Seine Form erinnert verblüffend genau an den Umriss des nordamerikanischen Kontinents. Besonders der Bereich um den “Golf von Mexico” ist sehr deutlich ausgeprägt. Diese ungewöhnliche Form ensteht durch Dunkelnebel (also interstellare Staubwolken), die zwischen dem Beobachter auf der Erde und dem Objekt selbst liegen. Der helle Stern am linken Bildrand ist Deneb im Schwan.
Die Entfernung zu NGC 7000 ist nicht genau bekannt, wird aber im Bereich von 1800 bis 2000 Lichtjahren angegeben. Der Nebel liegt im Orion-Arm unserer Galaxie und erstreckt sich über einen Bereich von etwa 130 Lichtjahren.
Schwierig zu sehen, gut zu fotografieren
Visuell ist der Nordamerikanebel ein sehr schwieriges Objekt, sobald der Himmel durch Streulicht aufgehellt ist. Fotografisch bieten sich mehr Möglichkeiten. Wegen der großen Ausdehnung des Nordamerikanebels ist kein hoch vergrößerndes Teleskop erforderlich, um ihn abzubilden – im Gegenteil: Ein Teleobjektiv ab ca. 200 mm Brennweite (KB-Äquivalent) reicht vollkommen aus, um den Nebel formatfüllend mit einer APS-C Spiegelreflexkamera (z.B. Canon EOS 550D) aufzunehmen.
Eine Besonderheit ist allerdings zu berücksichtigen: Konventionelle Spiegelreflexkamera haben einen Filter vor dem Sensor, der das infrarote Licht weitgehend abblockt. In der Tageslichtfotografie ist das auch durchaus sinnvoll, doch bei der Astrofotografie wird damit auch gerade das Licht des ionisierten Wasserstoffs, die sog. H-alpha-Linie, blockiert. Deshalb empfiehlt es sich, eine modifizierte Kamera zu verwenden. Es gibt eine Reihe von Firmen, die den IR-Filter fachmännisch ausbauen. Ich selbst verwende eine (gebraucht erworbene) Canon EOS 500D, die von der Firma DSLR-Astrotec umgebaut wurde.
Für die vorliegende Aufnahme wurde die Kamera mit einem Canon USM 70-300mm Teleobjektiv auf eine parallaktische Montierung vom Typ Skywatcher EQ 6 gesetzt. Die Montierung führt die scheinbare Bewegung des Himmels nach und ermöglicht Langzeitbelichtungen. Insgesamt wurden 80 Aufnahmen zu je 2 Minuten Belichtungszeit angefertigt, mit der Software Fitsworks zu einem Summenbild verrechnet und mit Photoshop CS6 nachbearbeitet.
Ein weiterer Bericht zum Thema “Deep Sky mit Teleobjektiv und DSLR” findet sich hier auf der Webseite: Andromeda-Galaxie mit dem Teleobjektiv
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