Polarlichter sind ein Himmelsschauspiel, das man eher im hohen Norden sucht. In Franken sind sie äußerst selten zu sehen. Wenn allerdings außergewöhnliche Umstände zusammenkommen, kann man solche Phänomene tatsächlich auch hier beobachten – so wie am Sonntag, 5.11.2023. Hier ein Beobachtungsbericht mit Bildern von diesem außergewöhnlichen Ereignis.
Ein Ausbruch auf der Sonne
Polarlichter entstehen durch eine Wechselwirkung geladener Teilchen der Sonne mit dem Magnetfeld der Erde. Im Umfeld von Sonnenflecken kommt es zu Ausbrüchen von Plasma, das sich mit hoher Geschwindigkeit in das Weltall ausbreitet.
Wenn ein solcher Sonnensturm auf die Erde trifft, kommt es zu einer Interaktion zwischen Sauerstoff- und Stickstoffatomen der Atmosphäre mit den Teilchen von der Sonne. Dabei entsteht ein grünliches oder rötliches Leuchten.
Das Magnetfeld der Erde verhindert, dass solche Sonnenstürme tief in die Atmosphäre eindringen. Dabei folgen die Teilchen den Feldlinien des Magnetfelds. Da die Feldlinien zu den Polen hin einfallen, können die Sonnenteilchen dort tiefer in die Atmosphäre gelangen und dort Leuchterscheinungen hervorrufen – das Polarlicht.
Bei einem sehr starken Sonnensturm wird das Magnetfeld “eingedrückt”, und der Sonnensturm kann auch in größerer Entfernung zu den Polen tief in die Atmosphäre geraten und dort Polarlichter erzeugen.
Polarlichter – heute? Hier in Franken?
Nach einem windigen, regnerischen Tag am 5.11.23 hatte ich eigentlich keine astronomischen Aktivitäten mehr im Sinn. Dann erreichte mich gegen 18.45 Uhr eine Mail eines Astrofreunds, der eine All-Sky-Kamera betreibt: Hatte die Kamera ein Polarlicht eingefangen? Das rötliche Leuchten konnte natürlich auch andere Ursachen haben. Wurde eine Wolkenbank von Scheinwerfern einer Baustelle angestrahlt? Gab es eine Lichtquelle, die stark nach oben leuchtete?
Schnell zeigte sich aber , dass diese Ursachen nicht in Frage kamen. Waren da tatsächlich Polarlichter zu sehen – hier in Franken auf rund 49° nördlicher Breite?
Polarlichter: Ist da was?
Ein Blick in den nächtlichen Garten brachte noch kein eindeutiges Ergebnis. Der Himmel war diffus aufgehellt. Phasenweise schien ein leichtes rötliches Leuchten durchzuscheinen, aber eine sichere Beobachtung war das noch lange nicht. Zeit für die Kamera!
Polarlichter – die Kamera macht den Unterschied
Unser Auge zeigt das Bild in Echtzeit, aber eine Kamera kann das Licht über einen längeren Zeitraum sammeln und Dinge sichtbar machen, die dem bloßen Auge verborgen bleiben. Erste Testaufnahmen waren eindeutig: Da sind tatsächlich Polarlichter! Mit bloßem Auge waren sie nur zu erahnen, aber bei 30 bis 60 Sekunden Belichtungszeit bei 1600 ISO zeigte sich ein großer Bereich, der rötlich leuchtete. Die Baustellenlichter (unten im Bild) hatten damit nichts zu tun.
Serienaufnahmen
Deutlich sichtbare Polarlichter hier in Franken – unglaublich! Ein so außergewöhnliches Ereignis musste ich natürlich unbedingt dokumentieren. Hier kam eine Fuji XT-2 mit Weitwinkelobjektiv zum Einsatz. Diese Kamera lässt sich so programmieren, dass sie Serienaufnahmen mit Langzeitbelichtungen macht. Zwischendurch zogen immer wieder Wolken durch, so dass nicht alle Bilder verwendbar waren. Eine Reihe von Aufnahmen zeigte die Polarlichter allerdings wunderbar differenziert. Neben den roten Bereichen sind vereinzelt auch grünliche Strukturen zu sehen.
Polarlichter in Franken – Bildergalerie
Die Galerie zeigt die 8 besten Aufnahmen dieser Nacht (Klick aufs Bild für volle Auflösung).
Polarlichter im Zeitraffer
Aus einer Aufnahmeserie konnte ich noch ein kurzes Zeitraffervideo erstellen. Es zeigt, wie der dunkle Himmel plötzlich von einem roten Leuchten aufgehellt wird.
Eine unvergessliche Nacht
Was als ein grauer, regnerischer Novembertag angefangen hatte, wurde ein einmaliges astronomisches Ereignis. Im hohen Norden sind Polarlichter ja häufiger zu sehen. Aber hier in Franken, so weit vom Pol entfernt, ist ein absolut außergewöhnliches Schauspiel. Und dass es an einem trüben Spätherbst-Tag am Abend für wenige Stunden noch aufklart, während die Lichter am Himmel stehen, ist schon fast nicht mehr zu fassen. Es wurde ein fantastischer Beobachtungsabend – vielleicht “once in a lifetime”?
Clear Skies.
Views: 437