Meade Lightbridge 10″ – die Deep-Sky-Kanone

lightbridgeDas Meade Lightbridge ist Spiegelteleskop in Newton-Bauweise. Anstelle eines festen Tubus ist das Gerät als Gitterrohr-Konstruktion aufgebaut, so dass man es für den Transport in handliche Teile zerlegen kann. Kernstück des Teleskops ist ein hochpräzise geschliffener, parabolischer Spiegel mit 10 Zoll Durchmesser. Die Montierung nach dem Dobson-Prinzip ist denkbar einfach gestaltet. Das Teleskop steht in einer “Rockerbox”, in der es über zwei Achsen bewegt werden kann. Um Objekte am Himmel zu finden, richtet man das Teleskop mit Hilfe des Leuchtpunktsuchers aus und führt von Hand nach. Dieses Teleskop erschloss neue Welten – die Welt der “Deep-Sky-Objekte”…

Ich habe das Lightbridge im Januar 2008 nach ausführlicher Beratung bei der Firma Astro-Theke in Lindelbach bei Würzburg gekauft. Einige Wochen nach der Bestellung rollte ein kleiner LKW in den Hof und entlud zwei riesige Kisten, aus denen nach und nach tatsächlich ein Teleskop entstand.
Lightbridge Aufbau
Der Zusammenbau erforderte ein wenig Geduld, war aber problemlos zu bewältigen.

Der magische Moment: First Light

Gleich am ersten Abend war tatsächlich klarer Himmel. Ich stellte das Gerät ins Freie und lies es erst einmal rund 30 Minuten abkühlen. Dann der erste Blick,und ein Schock: Die Sterne wurden zu unregelmäßigen Kleksen, und ich konnte eindrucksvoll den Einfluss von Tubusseeing erleben. Dabei entstehen durch unterschiedliche Temperaturen der Luft im Tubus und der Umgebungsluft Luftunruhen und Turbulenzen, die eine unscharfe, wabernde Abbildung verursachen. 30 Minuten Abkühlung reichten definitiv nicht!

Später gab’s einen zweiten Versuch. Noch war das Gerät nicht vollständig korrekt kollimiert (also die Spiegel korrekt aufeinander ausgerichtet). Die Beugungsringe hatten einen leichten “Bauch” nach rechts. Trotzdem war die Abbildung für einen ersten Test durchaus brauchbar. Also, Leuchtpunktsucher an! Meade liefert eine Reihe hübscher geometrischer Figuren zum Zielen mit, deren Sinn sich mir nicht so spontan nicht erschlossen hat. Ein Minikreis erinnert entfernt an den Telrad, also stelle ich den erst mal ein. Durchgucken… ähm, hat jemand die Sterne gesehen? Viel zu hell, auch auf der niedrigsten Einstellung! Schließlich stelle ich den “Punkt” mit geringster Helligkeit ein, was einigermaßen geht. Mal hochgucken Richtung Perseus… da müssten doch die Sternhaufen… WOW!!

Als langjähriger SC-Beobachter, der in einem engen Gesichtsfeld von einem guten halben Grad gelebt hat, verschlägt es mir fast den Atem. Ein eindrucksvolles Panorama macht sich da im 26mm-weitwinkel-Okular breit. Und obwohl ich die Sterne nicht ganz genau zu Punkten fokussieren kann, ist es ein wunderbarer Anblick. Das “Nach-dobsen” klappt gut.

M1, der Krebsnebel. Mit dem SC, 6×30-“Sucher” und Telrad war das immer eine ewige Frickelei, bis ich das Teil ins Okular bekam. Und jetzt? Anvisiert, kurz geschwenkt – Bingo! Was war da sonst eigentlich immer so schwer dran? M1 ist in den Konturen klar zu erkennen und merklich heller und deutlicher als gewohnt. Dann ging’s rüber zum Orionnebel. Statt des gewohnten SC-Ausschnitts rund um das Trapez konnte ich nun die Konturen des gesamten Objekts überblicken. Trotz der nicht perfekten Abbildung kann ich das Trapez noch erkennen. Allerdings leuchtet jetzt langsam der Mond etwas aufdringlich rein.

Die Andromeda-Galaxie war am aufgehellten Himmel etwas enttäuschend – eine schrägstehende, diffus leuchtende Scheibe ohne irgendwelche Details. Überhaupt strahlt jetzt der Fast-Vollmond wie ein Suchscheinwerfer vom Himmel. Ich surfe hoch kurz ziellos durch die Milchstraße, dann wird eingepackt.

Dieses “First Light” war ein faszinierende Erfahrung. Das weite Gesichtsfeld, das hohe Lichtsammelvermögen des Instruments und nicht zuletzt die einfache, intuitive Handhabung – die Investition hatte sich gelohnt. Aber ein paar Dinge lassen sich sicher noch optimieren… zum Beispiel der Sucher.

Leuchtpunktsucher

Lightbridge SucherDie erste Optimierung nahm ich schon nach wenigen Beobachtungsnächten vor: Der Leuchtpunktsucher war fällig. Im Prinzip ist ein Leuchtpunktsucher eine genial einfaches, intuitiv zu bedienendes Gerät.  Ein Leuchtpunkt (oder -Kreis) zeigt genau dortin, wo das Teleskop gerade ausgerichtet ist. Bei dem serienmäßigen Sucher war ich jedoch nicht so recht zufrieden. Der Leuchtpunkt konnte zwar dunkler gestellt werden, doch auch bei minimaler Helligkeit überstrahlte er immer noch schwächere Sterne im Gesichtsfeld. Außerdem erleichtert ein Zielkreis wie beim Telrad das Einstellen von Objekten per “Starhopping”. Schließlich wurde der RDA-Sucher durch einen kleinen Rigel Quickfinder ersetzt, der seinen Zweck ausgezeichnet erfüllt.

Streulichtschutz

StreulichtschutzDie Gitterrohrkonstruktion des Lightbridge ist praktisch, bietet allerdings keinerlei Schutz gegen Streulicht und Umwelteinflüsse. Dafür gibt es von Meade einen Streulichtschutz, der bei mir allerdings einige Wünsche offen ließ. Dieser serienmäßige Streulichtschutz wirft oft Falten, die dann in den Strahlengang hineinreichen und das Bild verschlechtern. Auch ist das Anbringen mit einer Klettverschluss-Lösung eine ziemliche Fummelei im Dunklen. Mittlerweile habe ich ihn durch ein Zubehörteil von AstroZap ersetzt. Dieser alternative Streulichtschutz ist ohne seitliche Öffnung zu einer Art Schlauch vernäht. In zwei Bereichen ist er mit Kunststoffringen verstärkt, so dass er nicht in den Strahlengang hängen kann. Zum Anbringen/Entfernen am Dobson muss die Sekundärspiegel-/ Okulareinheit demontiert werden (siehe Bild). Die Befestigung erfolgt dann mit einem Kordelzug oben und unten.
Streulichtschutz

Okularauszug

Bei hoher Vergrößerung ist es nicht immer einfach, den optimalen Fokuspunkt zu finden. Der serienmäßige Okularauszug in Crayford-Bauweise ist eine solide Lösung, allerdings wünscht man sich gelegentlich eine feinfühligere Verstellmöglichkeit. Ich habe mir schließlich über den Gebrauchtmarkt einen alternativen Okularauszug mit einer 1:10 Untersetzung besorgt, mit dem man nun noch präziser scharfstellen kann.
Winkelsucher

Sucherfernrohr

Mit dem Leuchtsucher (Rigel Quickfinder) und einem gering vergrößernden Weitwinkelokular lassen sich viele Beobachtungsobjekte schon ganz gut finden. Was mir noch fehlte: Ein zusätzliches Sucherfernrohr, mit dem schwierigere Objekte per “Starhopping” und Sternkarte auffinden kann. Ein 9 x 50 Sucher (eigentlich schon ein eigenständiges kleines Fernrohr mit neunfacher Vergrößerung und einer Öffnung von 50mm) zeigt einen viel größeren Himmelsausschnitt als der Dobson mit einem Weitwinkelokular und sammelt genug Licht, um hellere Objekte bereits sichtbar zu machen. Erste Versuche mit einem geradsichtigen Sucher waren bereits recht erfolgreich, doch die Handhabung erforderte doch einige Verrenkungen. Schließlich fand ich über den Gebrauchtmarkt einen Winkelsucher, der für mich eigentlich die optimale Lösung darstellt. Wer braucht da eigentlich noch ein elektronisches GoTo…? ;-)

Weitere Verbesserungen?

Der Plastikdeckel, der den Hauptspiegel gegen Staub schützen soll, kann nicht transportsicher befestigt werden. Im inneren des Tubus und der Spiegelzelle gibt es einen weiß lackierten Rand. Eine Schwärzung könnte evtl. noch den Kontrast verbessern. Nichts ist perfekt. Aber das Meade Lightbridge ist sehr nah dran! Das große Blickfeld, insbesondere in Kombination mit einem Weitwinkelokluar, verschafft beeindruckende Einblicke in die Tiefen des Alls. Viele Deep-Sky-Objekte kann man so erst im Kontrast zu ihrer Umgebung so richtig wahrnehmen. Bildschärfe und Konstrastleistung ist hervorragend, wie ich bei einigen Teleskoptreffen im Vergleich mit anderen Geräten feststellen konnte. Auch im alltäglichen Gebrauch überzeugt das Gerät. Durch die Gitterrohrkonstruktion ist es sehr transportabel und lässt sich gut tragen. Zusammengebaut passt der Tubus es problemlos auf die Rückbank in einem Opel Corsa, und wenn noch weniger Platz zur Verfügung steht, kann man das Teleskop in kleinere Teile zerlegen. Wenn es unzerlegt transportiert wird, ist es sehr justierstabil und muss kaum nachkollimiert werden.

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