Im Jahr 2014 entdeckte der australische Amateur-Astronom Terry Lovejoy einen ungewöhnlichen Lichtpunkt: Ein neuer Komet!
Es war bereits seine dritte Entdeckung dieser Art. Die Auswertung der Bahndaten ergab, dass dieser Komet eine Umlaufzeit von 14.000 Jahren hat und das nächste Mal im Dezember 2014 am erdnächsten Punkt sein würde. Das schlechte Wetter verhinderte leider eine Beobachtung – aber jetzt, im Februar 2015, konnte ich diesen seltenen Gast endlich beobachten und fotografieren.
6. Februar: Der erste Kontakt
Am 6. Februar gab es nach etlichen Wochen endlich einmal wieder einen klaren Himmel, allerdings stark durch den Vollmond aufgehellt, und bei ca. -5 Grad mit einem schneidenden Wind war es eiskalt. Der Komet hatte zu diesem Zeitpunkt seinen erdnächsten Punkt bereits weit hinter sich gelassen, war aber immer noch in Reichweite und dazu noch mit 5.3 mag relativ hell.
Würde es diesmal klappen? Laut Sternkarten-Software stand er nahe Almach in Andromeda.Mit dem 10″ Lightbridge-Dobson suchte ich die Umgebung des Sterns ab und konnte schon bald im Sucher ein nebliges Fleckchen erkennen. Gefunden! Obwohl der Himmel relativ hell war, konnte man ihn deutlich erkennen. Auffallend war der sehr helle Kern, der von der schwächeren, diffusen Koma (Gase und Staubpartikel, die durch Verdampfen der Kometenmaterie bei Annäherung an die Sonne entstehen) umgeben war. Der Schweif war allerdings nur kurz und blickweise zu erkennen. Eine Aufnahmeserie (EOS 550D mit einem Olympus OM Zuiko 3,5/200mm) brachte erste Ergebnisse.
Bei diesen Aufnahmen war wegen des aufgehellten Himmels noch wenig Detailtiefe zu erreichen. Immerhin: Der Komet kam deutlich raus, und auch der Schweif war schwach zu sehen.
7. Februar: Eine eisige Nacht
In der folgenden Nacht blieb der Himmel klar, aber es war wieder sehr kalt. Bei noch immer recht hellem Himmelshintergrund begann ich eine weitere Aufnahmeserie, diesmal allerdings mit der Kamera am Orion ED 80, ein kleiner Refraktor mit 600mm Brennweite. Wegen der eisigen Temperaturen warf ich nur einen kurzen Blick auf den Kometen, konnte aber im Vergleich zum Vortag keine großen Unterschiede erkennen. Die Aufnahmen zeigten dann allerdings mehr Details als vorher.
8. Februar: Die Super-Nacht
Noch eine klare Nacht? Ja – und wie! Ohne den hellen Mond war der Himmel sehr dunkel, und die geringe Luftfeuchtigkeit an diesem Abend sorgte für eine ungewöhnlich gute Transparenz. Eine erste kurze Beobachtung im “Volksapo” Orion ED 80 war sehr vielversprechend. Bei ca. 25x Vergrößerung stand der Komet wie ausgestanzt vor einem dunklen Himmelshintergrund in einem weiten Sternfeld. Auffallend war wieder der sehr helle Kern, doch diesmal zeichnete sich auch der Schweif deutlich ab. Ein wunderschöner Anblick, den ich bestimmt so schnell nicht vergessen werde! Ich richtete den ED 80 für eine weitere Aufnahmeserie ein und beobachte im Dobson weiter.
Im 10-Zoll Dobson bei ca. 45x Vergrößerung zeigten sich ebenfalls viele Details, die bei den ersten Beobachtungen verborgen gebleiben waren. Der Kometenschweif war klar zu erkennen und erstreckte sich über rund 2/3 des Gesichtsfelds. Der Kern strahlte sehr hell und wurde von der matt schimmernden, diffus auslaufenden Koma umgeben. Nachdem die Augen gut an die Dunkelheit adaptiert waren, war C/2014 Q2 Lovejoy sogar mit bloßem Auge als nebliges Fleckchen gerade noch erkennbar. Was für eine Nacht!
Die Aufnahmeserie brachte bislang besten Ergebnisse. Gegen 22.00 verblassten die Sterne dann sehr schnell. Eine Hochnebelbank schob sich rasch über den Himmel und beendete einen fantastischen Beobachtungsabend. Etwas wehmütig packte ich ein – wird es nochmal eine Gelegenheit geben? Der Komet zieht weiter auf seiner Bahn und entfernt sich mehr und mehr von der Erde, bis er wieder aus der Reichweite unserer Instrumente verschwindet – für die nächsten 8.000 Jahre, bis er nach seiner Sonnenumrundung wieder in die Nähe der Erde kommt.
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