Nahe der Wiener Hofburg am Maria-Theresia-Platz liegt das Naturhistorische Museum. Neben vielen anderen wertvollen Austellungsstücken beherbergt es eine Meteoritensammlung von Weltrang, die rund 8500 Exponate umfasst.
In Hraschina fing alles an
Im Jahr 1751, zu einer Zeit, als die Gelehrten die Idee von “vom Himmel herabfallenden Steinen” rundweg ablehnten, wurde in Hraschina (Kroatien) ein Meteoritenfall beobachtet. Kaiser Franz I. ließ die Angelegenheit näher untersuchen, und so traf wenig später ein ausführlicher Bericht sowie ein 39 Kilogramm schwerer Eisenbrocken in Wien ein. Dieser merkwürdig geformte Eisenbrocken, der tatsächlich “vom Himmel gefallen” war, sollte das Gründungstück einer der größten Meteoritensammlungen der Welt werden.
Eine bedeutsame Entdeckung
Der Hraschina-Meteorit wurde systematisch erforscht. Im Jahr 1808 bemerkte Aloys Beck von Widmanstätten, Direktor des “k.u.k. Fabriksproduktenkabinetts”, dass sich auf einer polierten und mit Säure angeätzten Schnittfläche des Meteoriten ein charakteristisches gitterartiges Muster erkennen ließ. Wie man heute weiß, entstehen diese Figuren durch Entmischung verschiedener Eisen-Nickel-Verbindungen im Inneren eines Metallmeteoriten. Der Begriff “Widmanstättensche Figuren” erinnert noch heute an diese Entdeckung.
Der Meteoriten-Saal und das Planetenmodell
Heute bietet sich dem Besucher ein großer Saal mit altehrwürdigen Holzvitrinen und Schaukästen, in denen rund 5000 Metoriten aller Größen und Formen zu betrachten sind. Gleich am Eingang fällt noch ein weiteres, wissenschaftsgeschichtlich bedeutsames Objekt auf: Die “kopernikanische Planetenmaschine”, die im Auftrag Maria Theresias vom hessischen Astronomen J.G. Nestfell angefertigt wurde und die Bahnen der Planeten und ihrer damals bekannten Monde in der Bewegung zeigt.
Beim Rundgang durch die Ausstellung fallen einige außergewöhnliche Stücke auf. Das mit Abstand schwerste Stück der Ausstellung ist der 1884 gefundene Eisenmeteorit von Youndegin in Australien, der 909 kg auf die Waage bringt (links). Sehr interessante Oberflächenformen (“Regmaglypten”), die durch Schmelzvorgänge beim Eintritt in die Erdatmosphäre entstanden, weist der 1886 gefallene Cabin Creek Meteorit auf. Er gilt als ein Musterstück für einen gerichteten Meteoriten.
Das vermutlich wertvollste Objekt ist der eher unscheinbare Nakhla-Steinmeteorit (rechts). Er gehört zu den extrem seltenenen Marsmeteoriten, von denen bislang weltweit nur 34 Stück bekannt sind. Sein Fall im Jahr 1911 in der Nähe von Alexandria in Ägypten wurde von vielen Augenzeugen beobachtet. Er zerbrach beim Fall in rund 40 Stücke; eines davon soll sogar den Hund des Bauern Mohammed Ali Effendi Hakim schlagartig verdampft haben (nachdem sich jedoch weder Reste des Meteoriten noch des Hundes fanden, sind gewisse Zweifel an dieser Begebenheit angebracht.).
Ein anderes Nakhla-Fragment, das im Natural History Museum in London aufbewahrt wird, wurde 1998 von der NASA auf Spuren von Leben untersucht. Dabei zeigten sich Strukturen, die große Ähnlichkeiten zu von irdischen Bakterien erzeugten Formen aufwiesen, was Spekulationen über Leben auf dem Mars auslöste.
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