Lunt LS 60 T H-alpha – Sonne perfekt

Lunt LS 60 T h-alphaEin Teleskop nur für die Sonne – macht das Sinn? Wenn man das faszinierende, immer wieder wechselnde Geschehen auf der Sonne sichtbar machen möchte, macht ein reines Sonnenteleskop wie das Lunt LS 60 tatsächlich Sinn – ein Spezialinstrument, das auf seinem Gebiet exzellente Leistungen bietet.

Die Technik des Lunt LS 60

Lunt LS60 T H-pha

Das Lunt LS 60 ist ein kleiner Refraktor (Linsenteleskop) mit 60mm Öffnung und 500mm Brennweite. Das Besondere daran ist der eingebaute Etalon mit einer Halbwertsbreite von unter 0,75 Angström, der nur einen sehr schmalen Ausschnitt aus dem Spektrum der Sonne durchlässt – die sog. H alpha-Line. In diesem Wellenlängenbereich strahlt der ionisierte Wasserstoff, während alle anderen Wellenlängen blockiert werden. Das ermöglicht die Beobachtung feinster Details auf der Sonne, die im Weißlicht nicht zu sehen sind: Filamente,  Protuberanzen und Oberflächendetails in einem tiefen, dunklen Rotton. Das Lunt 60 verwendet  einen  Blockfilter, der im Zenitspiegel fest integriert ist. Es gibt ihn in zwei Ausführungen, B 600 und B 1200. Der größere Blockfilter liefert ein größeres ausgeleuchtetes Bildfeld und bringt einen deutlichen Gewinn bei Beobachtung und Fotografie.

Ausstattung

Das Lunt LS 60 wirkt mit seinem weißen Lack-Finish sehr wertig. Ein solider, aufschraubbarer Metalldeckel schützt die Objektivlinse. Ein präzise laufender Crayford-Okularauszug mit 1:10 Untersetzung ermöglicht eine exakte Scharfstellung und verfügt über einen ausreichend langen Verstellweg, um mit so ziemlich jeder Art von Zubehör in den Fokus zu kommen.

Lunt LS 60 Ha OAZ

Der Zenitspiegel mit fest eingebautem Blockfilter nimmt 1,25″ Okulare auf und bietet ein T2-Gewinde, an dem sich Kameras mit entsprechendem Adapter direkt aufschrauben lassen – ein echtes “Plus” für Fotografie!

Lunt LS 60 Ha Blockfilter

Nicht serienmäßig dabei, aber sehr sinnvoll ist ein Sonnensucher. Damit lässt sich das Teleskop sehr einfach auf die Sonne ausrichten – einfach den hellen Punkt auf den kleinen Kunststoffkreis zentrieren, fertig.

Lunt LS 60 Ha Sucher

Beobachtung

Im Vergleich zu dem verbreiteten Coronado PST spielt das Lunt 60 eigentlich schon in einer anderen Liga. Die größere Öffnung und die engere Bandbreite des Etalons zeigen Strukturen auf der Sonne viel deutlicher, und durch den großen Blockfilter viel ein größerer  Bereich der Sonne detailliert abgebildet. Nur ganz am Rand des Gesichtsfelds lässt die Detailtiefe etwas nach. Über ein Drehrad auf der Oberseite des Instruments lässt sich der Etalon verkippen.

Lunt LS 60 Etalon-Einstellung

Damit kann man bevorzugt Oberflächenstrukturen, Protuberanzen (oder einen Mittelwert davon) darstellen. Das Bild im Okular ist recht hell und zeigt die Sonne in einem satten, tiefen Rotton.

Fotografie mit dem Lunt LS 60

Auch bei fotografischer Anwendung bietet das Lunt deutlich mehr als das PST. Egal, ob Webcam/Planetenkamera oder DSLR, der Fokus ist immer zu erreichen. Über die feinfühlige Einstellmöglichkeit des Okularauszugs mit der Untersetzung kann man recht präzise den perfekten Schärfepunkt erreichen. Mit der DSLR mit APS-C-Sensor wie die EOS 550D, direkt auf dem Okularauszug verschraubt, wird die Sonne mit viel freiem Raum außen herum abgebildet; mit einer 2x Barlowlinse wird eine formatfüllende Abbildung erreicht (wie hier bei einer Aufnahme des Merkurtransits).

Merkurtransit 9.5.2016

Die Fotografie mit einer Farkamera mit der üblichen Bayer-Matrix ist allerdings nicht die erste Wahl für ein H-alpha-Teleskop. Der schmalbandige Etalon lässt ja nur einen sehr engen Wellenlängenbereich im Roten durch; bei einer rot-grün-blauen Bayermatrix vor dem Kamerasensor werden also nur die “roten” Zellen angeregt, die anderen Farben erhalten kein Licht. Damit verschenkt man effektiv Auflösung. Auch die Belichtung ist nicht ganz einfach, da der Belichtungsmesser (je nach Kameramodell) mit dem schmalbandigen Licht unter Umständen recht merkwürdige Ergebnisse liefert. Andererseits kann man mit einer Farbkamera sehr gut das tiefrote H-alpha-Sonnenbild einfangen. Meine Empfehlung: RAW-Format statt jpg nutzen, viel Sorgfalt und Zeit auf die korrekte Fokussierung verwenden, Belichtungsmodus auf manuell und eine Belichtungsreihe aufnehmen. Die wirkliche Qualität der Bilder zeigt sich erst bei der Betrachtung und Nachbearbeitung am PC.

Für präzise Detailwiedergabe empfiehlt sich eine Planetenkamera mit Schwarzweiß-Chip wie z.B. die ZWO ASI 120MM. Man verwendet am besten das Videostacking-Verfahren wie bei der Planetenfotografie – also ein Video mit einigen 1000 Einzelbildern erstellen und mit einer Stacking-Software wie Autostakkert oder Registax verarbeiten. Das folgende Bild zeigt eine Übersichtsaufnahme mit der DSLR und eine Detailaufnahme mit der ASI 120MM mit 2,25x Barlowlinse.

Sonne Protuberanzen

Protuberanz

Problematisch sind unter Umständen die starken Helligkeitsunterschiede zwischen der sehr hellen Sonnenoberfläche und den Protuberanzen. Um beides sichtbar zu machen, ist eine entsprechende Bildbearbeitung mit Photoshop o.ä. erforderlich. Über Masken / Layer und Tonwertkorrekturen / Gradationskurven kann man sowohl die Oberfläche als auch die Protuberanzen am Rand sichtbar machen. Das “graue” Bild der SW-Kamera lässt sich auch nachträglich einfärben.

Sonne in H-alpa

Weitere Artikel zu diesem Thema Sonnebeobachtung hier auf der Webseite:

Coronado PST – Sonne in h-Alpha

Sonne – eine Protuberanz hebt ab

Galerie: Sonne in H-Alpha

Galerie: Sonne im Weißlicht

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