Eine wunderbar klare Herbstnacht auf dem Iffigheimer Berg: Zeit, auf Galaxienjagd zu gehen. Dafür reicht eigentlich eine parallaktische Montierung, ein einfaches Telezoom und eine Spiegelreflexkamera… Astrofotografie mit einfacheren Mitteln eben. (Klick auf das Bild für eine größere Version)
Aufnahmen der Andromeda-Galaxie mit dem Telezoom
Für die Aufnahmen wurde die EOS 550D mit einem Prismenschienen-Adapter auf die Celestron CAM montiert. Als Objektiv diente ein einfaches Tamron Di II 55-200mm bei ca. 180mm, und die Belichtungssteuerung erledigte ein kleiner Netbook-Computer.
Nach Einrichten der Montierung begannen die ersten Testaufnahmen.Der Autofokus der Kamera ist für solche Lichtverhältnisse natürlich nutzlos; die Scharfstellung muss manuell per Live-View an einem hellen Stern vorgenommen werden. Vega in der Leier eignete sich dafür sehr gut.
Bei ganz offener Blende zeigten sich verschiedene Bildfehler. Sterne am Rand waren zu kleinen Strichen verzerrt, und besonders helle Sterne hatten einen deutlich sichtbaren blauen Hof. Nach Abblenden um 1 1/2 Stufen war die Abbildungsqualität akzeptabel – das “kostet Licht” aufgrund der geringeren Blendenöffnung, ist aber nicht zu vermeiden.
Nachdem alles eingerichtet war, stellte ich per Netbook und EOS Utility eine Belichtungsserie ein: 800 ISO (um das Bildrauschen gering zu halten), Belichtungszeit je 2min 30 sec. Mit 38 brauchbaren Aufnahmen kam schließlich eine kumulierte Belichtungszeit von 1 Stunde 8 Minuten zusammen.
Die Rohbilder wurden mit dem Program Deep Sky Stacker kombiniert und schließlich mit Fitswork und Gimp nachbearbeitet.
Im fertigen Bild ist unser nächster galaktischer Nachbar deutlich zu sehen. Wir schauen durch das Sternenmeer unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, auf die nächste Welteninsel in ca. 2,5 Millionen Lichtjahren Entfernung. Das Licht, das an diesem Abend auf den Chip meiner Kamera fiel, war also 2,5 Millionen unterwegs. Neben der Andromeda-Galaxie sind noch Begleitgalaxien M 110 (links oben) und M 32 (im Hintergrund von Andromea) zu erkennen.
Die nebelartige Erscheinung ist der Grund für den früheren Namen “Andromeda-Nebel” anstelle von “Andromeda-Galaxie”. Tatsächlich ist es aber kein Nebel, sondern eine Ansammlung von einer Billion Sternen in Form einer flachen Scheibe mit etwa 140.000 Lichtjahren Durchmesser im sichtbaren Bereich. Schwach kann man noch Strukturen in Form von Staubbändern auf der Scheibe erkennen – um diese deutlicher sichtbar zu machen, war noch deutlich mehr Belichtungszeit erforderlich.
Zweite Version: Andromeda-Galaxie mit 135mm Festbrennweite
Genau das habe ich einige Tage später nochmal versucht. Diesmal kam ein altes Analog-Objektiv, ein Olympus Zuiko 3,5/135mm, zum Einsatz. Die Belichtungsdaten diesmal: Blende 5,6, Belichtungszeit 3:15 pro Bild. Eigentlich hätte ich eine Gesamt-Belichtungszeit von über 2 Stunden angepeilt, doch die Wetterverhältnisse spielten nicht mit. Die hohe Luftfeuchtigkeit führte bald zu einen Taufilm auf der Objektivlinse, die von Minute zu Minute dichter wurde und immer mehr Licht schluckte. Eine zwischenzeitliche Reinigung brachte nur kurz Abhilfe. Insgesamt kam noch ca. 90 Minuten Belichtungszeit zustande. Hier das Ergebnis (Klick aufs Bild für höhere Auflösung):
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