Wenn wir bei astronomischen Veranstaltungen den Mond beobachten, ist das oft das Highlight des Abends. Kaum jemand kann sich der Faszination entziehen, wenn man über die Kraterlandschaften blickt und feine Strukturen mit dem Teleskop sichtbar machen kann. Hier einige Tipps und Tricks zur Mondbeobachtung.
Karte: Der Mond im Überblick
Die Karte zeigt einen Überblick über die Großlandschaften des Mondes sowie einige der markantesten Krater und Strukturen (Klick auf’s Bild für volle Auflösung).
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Mondkarte im PDF-Format (DIN A4)
Mond beobachten – wann?
Wenn der Vollmond strahlend hell am Himmel steht, ist es eigentlich nicht die ideale Zeit. Am besten lassen sich die Details der Oberfläche erkennen, wenn der Mond noch nicht voll ist. Durch das schräg einfallende Licht der Sonne sind an der Hell-Dunkel-Grenze (Terminator) auch feinere Strukturen zu sehen, und die Schatten lassen das Bild sehr plastisch wirken. Bei Vollmond erscheinen viele Bereiche dagegen kontrastarm und “flach”.
Aus praktischen Gründen empfiehlt es sich, den Mond in seiner zunehmenden Phase zu beobachten. Dann steht er nämlich bereits am frühen Abend am Himmel. Der Vollmond geht zum Sonnenuntergang auf und ist die ganze Nacht zu sehen. Der abnehmende Mond ist dann in der zweiten Nachthälfte zu sehen.
Mond beobachten – mit dem Fernglas
Schon mit einem Fernglas bei 8-10x Vergrößerung lassen sich faszinierende Beobachtungen machen, und die größeren Krater und manche Strukturen wie das “Alpental” sind problemlos zu erkennen. Auch die Großlandschaften, wie sie in der Mondkarte oben eingezeichnet sind, lassen sich gut mit dem Fernglas sehen. Probieren Sie es doch einfach einmal aus! Die besten Beobachtungen kann man machen, wenn man das Fernglas auf einem Foto-Stativ befestigt; viele Ferngläser haben an der Vorderseite eine Gewindeöffnung, in die man einen Stativadapter einschrauben kann.
Mond beobachten – mit dem Teleskop
Mit Teleskopen lassen sich die vielfältigen Landschaften noch detaillierter erkunden. Im Vergrößerungsbereich 80x – 200x sind bei guten Bedingungen schon sehr feine Details zu sehen. Dafür sollte man sich aber auch Zeit nehmen. Wenn man mit Geduld und Ruhe ein Gebiet beobachtet, lassen sich immer wieder neue Einzelheiten erkennen. Wenn die Bedingungen passen, kann man durchaus Objekte mit einem Durchmesser von wenigen Kilometern ausmachen. Höhere Vergrößerungen über 200x sind nicht immer sinnvoll, weil die Luftunruhe in der Atmosphäre das Bild unruhig machen und Details verwaschen aussehen. Die aktuelle Vergrößerung lässt sich übrigens leicht ausrechnen: man teilt die Brennweite des Teleskops durch die Brennweite des verwendeten Okulars.
Oft wird unterschätzt, wie hell der Mond im Teleskop erscheint. Die Beobachtung ist zwar gefahrlos möglich, aber die starke Helligkeit kann (je nach Teleskop und eigenen Vorlieben) etwas unangenehm sein und die Detailwahrnehmung erschweren. Hier ist der Einsatz eines Graufilters zur Lichtdämpfung sinnvoll. Geeignete Filterstärken sind ND03 (50% Lichtdurchlass) für kleinere Instrumente bis 80mm Öffnung, ND06 (25% Durchlass) für Teleskope bis 130mm und ND09 (13%) für größere Instrumente. Eine gute Alternative ist variabler Polarisationsfilter, mit dem sich die Helligkeit stufenlos regeln lässt.
Mond beobachten – was gibt es zu sehen?
Mare und Hochländer
Schon mit bloßem Auge lassen sich helle und dunklere Bereiche auf dem Mond unterscheiden: Die Maria (Plural von Mare = “Meer”) und Hochländer. Die Maria sind dunkel gefärbte Beckenlandschaften, die frühe Beobachter für Meere hielten. Das größte davon wird tatsächlich als Ozean bezeichnet (Oceanus Procellarum), die anderen als “Mare” mit fantasievollen Beinamen (wie Mare Serinitatis = Meer der Heiterkeit). Tatsächlich handelt es sich aber um Becken und Tiefländer, die in der Frühzeit unseres Sonnensystems angelegt wurden. Sie entstanden durch Einschläge, die riesige Krater hinterließen. Diese tiefer gelegenen Bereiche füllten sich mit flüssiger Lava und bildeten die heutigen Maria. Ein Beispiel dafür zeigt das folgende Bild:
Hier ist das Mare Humorum (“Meer der Säfte”) zu sehen. Die große Krater Gassendi (oben) und der Krater Doppelmayer wurden bei der Entstehung des Mare am Rand oder fast vollständig mit Lava geflutet.
Im Süden des Mondes finden sich außerdem noch hellere Bereiche, die mit Kratern übersät sind: Die Hochländer (Terrae).
Krater und Wallebenen
Anders als die Erde hat der Mond keine Atmosphäre. Einschlagende Körper verglühen nicht, sondern treffen ungehindert auf der Mondoberfläche auf und hinterlassen dort Einschlagskrater. Dabei können sich komplexe Strukturen bilden. Durch die Energie des Einschlags werden größere Mengen von Gestein verdampft, aufgeschmolzen oder aus dem Krater ausgeworfen. Eine Gegenbewegung nach dem Einschlag erzeugt einen oder mehrere Zentralberge in den Kratern, und häufig kann auch man einen terrassenartigen Aufbau der Kraterwände erkennen, wie bei diesem Bild von Plato.
Sehr große, flache Krater mit Durchmessern mehr als von 60km bezeichnet man als Wallebene. Wenn der Kraterboden nach dem Einschlag durch Lavamassen geflutet wurde, ragt nur noch der oberste Bereich des Kraterwalls über die Oberfläche. Solche Strukturen bezeichnet man als Geisterkrater.
Gebirge
Die größten Gebirgszüge des Mondes umgeben das Mare Imbrium im Norden des Mondes. In Anlehnung an Gebirge der Erde tragen sie die Bezeichnung Montes Jura, Montes Alpes (Alpen), Montes Caucasus, Montes Apenninus (Apenninen) und Montes Carpatus (Karpaten) . Am Rand der Maria bilden sie manchmal auch Buchten wie Sinus Iridum (“Regenbogenbucht”), die zu bestimmten Mondphasen als der “goldene Henkel” sichtbar wird.
Spuren der Geologie: Rücken, Rillen und Täler
Die Mondoberfläche zeigt eine Fülle von Strukturen. In den Maria sieht man häufig flache, langgestreckte Erhebungen, die man als Dorsum (“Rücken”) bezeichnet. Rillenartige Strukturen heißen Vallis (“Tal”) oder Rima (“Rille”). Sehr bekannt ist zum Beispiel das “Alpental” (Vallis Alpes) am Nordrand des Mare Imbrium, das durch Bruchtektonik entstand, oder das Schrötertal, das auf vulkanische Vorgänge (eingebrochene Lavakanäle) zurückgeht.
Eine weitere Struktur, die durch tektonische Vorgänge enstand, ist die “lange Wand” (Rupes Recta). Im Mare Nubium kann man bei Halbmond eine lange gerade Linie erkennen, die auf eine Verwerfung zurückzuführen ist.
Und wo ist das Mondauto und die Flagge?
Häufig fragen Besucher, ob man Spuren und Überreste der Mondlandungen erkennen kann. Die klare Antwort ist: Nein! Bei einer mittleren Entfernung von 384.000 km kann man auch mit einem großen Teleskop nur Strukturen auflösen, deren Größe im Kilometerbereich oder etwas darunter liegt. Objekte wie die Mondfahrzeuge mit einer Größe von weniger als 10 Meter können nicht aufgelöst werden – genausowenig, wie man die Facetten im Auge eines Insekts oder ein Bakterium mit bloßem Auge auflösen kann. Ein Beweis für irgendwelche dumpfen Verschwörungstheorien, dass die Mondlandung nie stattgefunden hätte, ist das selbstverständlich nicht. Zu diesem Thema empfehle ich einen Beitrag von Prof. Harald Lesch in der Serie Alpha Centauri (Youtube).
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