Sommerhimmel mit dem Orion ED 80

ed80-150x150Ein wunderbar klarer Himmel nach einem warmen Sommertag. An diesem Abend war mir irgendwie nach einem gemütlichen Beobachtungs-Spaziergang über den Sommerhimmel: keine Kamera, kein Kampf mit dem Tau am SC, kein Dobson-Schubsen. Ich habe daher mal meinen kleinen Orion ED 80/600-Refraktor auf die Celestron CAM gesetzt, mir einige Inspirationen aus dem Buch “Starhopper” geholt und das GoTo die Arbeit machen lassen.

Start der Tour am noch recht aufgehelltem Himmel war Dopelstern Albireo im Schwan. Der Farbunterschied der Doppelstern-Komponenten – orange und blau – kam sehr deutlich heraus. Bereits bei nur  23-facher Vergrößerung im 26mm Meade QX waren die Komponenten getrennt und eingebettet in ein Meer fein aufgelöster Sterne. Die relativ kurze Brennweite des Refraktors in Verbindung mit einem 2″-Zenitspiegel und einem Weitwinkel-Okular ergibt einen faszierenden Richfield-Effekt, gerade in den sternreichen Regionen der Milchstraße.

Dass die kurze Brennweite aber auch Grenzen mit sich bringt, zeigte sich am nächsten Objekt. Der Vierfachstern Epsilon Lyrae war schnell gefunden, doch ließen sich die Komponenten 1 und 2 nicht trennen. Ich habe dann im Hyperion-Zoom die Vergrößerung Stück um Stück hochgefahren, bei 8mm (75x) konnte man die Trennung zumindest blickweise ausmachen. 6mm Planetary: Komponenten noch immer nicht klar getrennt. Erst in Verbindung mit einer 2x Barlowlinse (200x) waren alle Komponenten des Vierfachsystems klar und “mit Luft dazwischen” getrennt, wobei das Bild im Okular schon sehr dunkel wurde.

Der nächste Stop: M57, der Ringnebel in der Leier. Obwohl die Positionierung korrekt war, ließ sich der Nebel im noch immer recht hellen Himmel nicht ausmachen.

Zeit für ein einfacheres Objekt: Unter dem Menüpunkt “Asterism” (Sternmuster) bietet die CAM-Steuerung den “Coathanger Cluster”, den Kleiderbügelhaufen Col 399 an. Im Gesichtsfeld des 26mm-Okulars ist die gesamte Sterngruppe zu überblicken: Eine gerade Linie aus 6 Sternen, von deren Mitte aus eine halbkreisförmige Linie abzweigt. Auch hier bietet sich ein sehr ästhetisches Bild mit einem Hintergrund aus feinen Sternpünktchen. Ein Objekt wie gemacht für den kleinen Refraktor!

Der “Starhopper” empfiehlt einen Abstecher zu M56, einem 8,1mag hellen Kugelsternhaufen in der Leier. Nach der Positionierung kurzes Rätseln: Ähh – ist da was? Nach etwas Suchen fällt mir schließlich ein kleines Nebelfleckchen auf, das am Rand kaum wahrnehmbar in Einzelsternchen aufgelöst ist. Bei höherer Vergrößerung mit dem Hyperion-Zoom wird das Bild schnell so dunkel, dass keine Einzelheiten mehr wahrzunehmen sind. Da kommen wir demnächst nochmal mit dem 10″ Dobson vorbei…

Mittlerweile war der Himmel so dunkel geworden, dass sich die Milchstraße zeigte. Ach ja, ich wollte ja noch zum Ringnebel M 57. GoTo….Nein. Hier sollte er sein, aber da ist nichts.

Versuchen wir doch mal den Hantelnebel M 27. Im 26mm-Okular kann ich einen grauen, recht scharf begrenzten Nebelfleck erkennen, der bei längerer Beobachtung auch die “Einschnürung” in der Mitte erkennen lässt. Auch hier vermittelt die Panorama-Ansicht im Weitwinkelokular ein sehr schönes Bild. Ein Versuch mit dem OIII-Filter macht die Kontraste sehr hart und schluckt viele Hintergrundsterne, lässt die Form des Nebels klarer hervortreten. Doch auch hier zeigt sich deutlich, dass die Öffnung von 80mm einfach ihre Grenzen mit sich bringt.

Und was ist jetzt mit dem Ringnebel? GoTo… Da ist n… Oh, da! Tja, bei nur 23-facher Vergrößerung im Weitwinkel muss man schon sehr genau hinschauen, um einen kleinen planetarischen Nebel von den umgebenden Sternen zu unterscheiden. Im Hyperion-Zoom kann ich dann schließlich den “Donut” sicher erkennen, wobei auch hier bei höchster Vergrößerung das Licht schon recht knapp wird.

Damit beende ich meinen Sommerausflug in die Milchstraße. Der kleine ED 80 zeigt seine Stärken als Richfield-Instrument und verhilft zu neuen Perspektiven von bekannten Objekten in Panorama-Anblick. Die scharfe, nadelfeine Sternabbildung vermittelt ein sehr schönes Bild. Bei kleineren und lichtschwächeren Objekten kommt der kleine Refraktor wegen der kurzen Brennweite und relativ kleinen Öffnung natürlich schnell an seine Grenzen. Aber für einen gemütlichen Sommerspaziergang über die Milchstraße ist es ein sehr schönes Instrument.