Der Hantelnebel M27: Das Ende eines Sternenlebens

Hantelnebel M27

Hantelnebel M27

Am Sommerhimmel, inmitten des Sommerdreiecks aus den Sternen Deneb, Altair und Vega, kann man ein eigenartiges Nebelobjekt finden: Der Hantelnebel M27. Was verbirgt sich hinter diesem merkwürdigen Objekt? Hier ein kurzer Beobachtungsbericht.

Der Hantelnebel mit Fernglas und Teleskop

Der Hantelnebel ist ein typisches Sommerobjekt. Er steht inmitten des Sommerdreiecks aus Deneb (Schwan), Vega (Leier) und Altair (Adler). Um ihn aufzufinden, geht man an das “Ende” des großen Kreuzes des Schwan, wo der Stern Albireo steht. Von dort aus zieht man eine gedachte Linie im rechten Winkel zum “Kreuz-Längsbalken” des Schwan nach unten, über das schwache Sternbild Füchschen (Vulpeculus) hinaus. Zwischen dem Füchschen und dem Pfeil (Sagitta) findet sich der Nebel.

Hantelnebel M27 - Aufsuchkarte

Schon mit einen Fernglas kann man unter dunklem Himmel ein diffuses Nebelchen ohne besondere Details erkennen. Erst mit einem Teleskop wird die ungewöhnliche Form sichtbar: Ein graues Nebelobjekt, das in der Mitte etwas schmaler aussieht und nach außen hin breiter wird. Damit sieht es fast aus wie wie eine Sanduhr-Form oder eben eine Hantel. Farben oder feinere Details sind allerdings nicht zu sehen. Mit einem UHC-Filter tritt die hantelförmige Kontur noch deutlicher hervor.

Die Entdeckung

Entdeckt wurde der Hantelnebel im Jahr 764 von dem französischen Astronomen Charles Messier, der ihn als Objekt Nummer 27 in seinen Katalog aufnahm – daher die Bezeichnung M (wie Messier) 27. Charles Messier kümmerte sich allerdings nicht mehr weiter um seine Entdeckung, denn er suchte eigentlich Kometen. Der englisch-deutsche Astronom Johann Herschel beschrieb das Objekt im Jahr 1828 und bezeichnete es erstmals als einen Nebel in Form einer Hantel. Dieser Name wird auch heute noch im deutschen und englischen Sprachraum (“dumbbell nebula”) verwendet.

Das Ende eines Sternenlebens

Hantelnebel M27

Hantelnebel M27 (Klick auf das Bild für volle Auflösung)

Der Hantelnebel entstand durch die dramatischen Vorgänge am Ende eines Sternenlebens.

Ein Stern durchläuft in seiner Entwicklung mehrere Phasen. Zunächst wird Wasserstoff zu Helium fusioniert, was große Mengen an Strahlungsenergie freisetzt. Der Strahlungsdruck wirkt nach außen, die Gravitation nach innen, so dass sich ein Gleichgewicht ergibt. In diesem Stadium befindet sich auch unsere Sonne.
Sind die Vorräte an Wasserstoff erschöpft, lässt die Fusion nach und der Strahlungsdruck geht zurück. Die Gravitation komprimiert den Stern, und ein neuer Fusionsprozess beginnt. Nun fusioniert Helium zu Kohlenstoff und Sauerstoff. Der neue Strahlungsdruck bewirkt, dass sich der Stern zu einem “Roten Riesen” aufbläht.
Schließlich ist auch das Helium verbraucht, und die Fusion kommt zum Erliegen. Der Stern stürzt in sich zusammen. Er bildet einen sehr heißen “Weißen Zwerg” mit extrem hoher Dichte und stößt seine Gashülle ab. Die Strahlung des toten Sterns regt die Gashülle zum Leuchten an, und wir sehen einen “planetarischen Nebel”. Mit einem Planeten hat das allerdings nichts zu tun – die Bezeichnung kam zustande, weil man ein kleines nebelförmiges Objekt leicht mit einem Planeten verwechseln kann.

Zahlen und Daten

Der Hantelnebel befindet sich in ca. 1360 Lichtjahren (Quelle: Nasa, https://www.messier-objects.com/messier-27-dumbbell-nebula/) und erstreckt sich über rund 1,4 Lichtjahre. Mit einer Helligkeit von 7,5 Mag ist es einer der hellsten Nebel am Nachthimmel.

Im Teleskop

Im Teleskop ist zunächst nur ein nebliges Fleckchen zu erkennen. Lässt man sich etwas Zeit mit der Beobachtung, dann kommen die Konturen des Nebels deutlicher heraus. Man sieht ein diffuses graues Objekt, das in der Mitte etwas schmäler erscheint und am Rand Ecken aufweist.

Hantelnebel visuell

Hantelnebel im Teleskop

Farben oder feinere Strukturen sind allerdings nicht zu sehen – das funktioniert nur per Fotografie.

 

Der Hantelnebel im Foto

Bei visueller Beobachtung erscheint der Nebel einfach nur als diffuses graues Objekt, das in der Mitte eingeschnürt ist und am Rand Ecken zeigt. Mit fotografischen Mittel kann man mehr Details und Farbe sichtbar machen.

Hantelnebel M27

Hantelnebel M27 (Klick auf das Bild für volle Auflösung)


Das Foto für diesen Beitrag entstand mit einem kleinen Refraktor Orion ED 80 (Öffnung 80mm, Brennweite 600mm), und einer ZWO ASI 178MC-Cool Astrokamera. Insgesamt 300 Einzelaufnahmen mit einer Belichtungszeit von je 30 Sekunden wurden dabei mit den Programmen Fitsworks (Stacking), Star Tools (Bildbearbeitung) und Photoshop 6 (Bildbearbeitung) verarbeitet.

Die Hantelform ist noch ungefähr anhand der Farben sichtbar. Allerdings wirkt das Objekt im Foto eher wie eine riesige Blase in Grün-,Türkis- und Rottönen. Durch die Aufnahmetechnik und Bearbeitung lassen sich auch die schwächeren Außenbereiche sichtbar machen, die unser Auge am Teleskop nicht mehr wahrnehmen kann.

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